Der Morgen beginnt für den Frühaufsteher mit einer Sensation. Wir haben den Camper nicht vollständig verdunkelt, werden vom ersten Tageslicht geweckt und staunen.
Es rankt sich eine Geschichte um die beiden Meteoritenseen, deren zweiten wir auch noch besuchen. Zwei Liebende aus verschiedenen Berberstämmen durften nicht zusammenkommen, die Tränen bilden nun die Seen. Der Lac d’Isli ist mit 92 m Tiefe der tiefste See Marokkos.
Die Straße nach Norden führt uns wieder hinauf in die Berge. Es ist der letzte Pass des Gebirges für uns, das mit Graffities übersäte Gebilde markiert sozusagen offiziell den Beginn einer neuen Landschaft.
Es gibt kleine Weiler links und rechts der Landschaft, aber kaum Möglichkeiten fürs Übernachten. Campingplätze sowieso nicht, aber wir sind ja ausgerüstet.
Am Trinkwasserbrunnen eines kleinen Dorfes finden wir einen ziemlich ebenen Platz für die Nacht. Wir fragen die Anwesenden – mehr mit Gesten als mit Worten – ob es für sie auch ok ist. Ja, kein Problem, gerne. Unsere Küchenabfälle geben wir gerne den Eseln, die alles ruckzuck wegputzen. So machen wir es auch hier, das freut Esel und Besitzerin.
Es sind keine großen Entfernungen, die wir gerade täglich zurücklegen. Und doch liegen die Gegensätze nah beieinander. Gerade kommen wir an mit Mohn durchsetzten Feldern vorbei, und zwei Kurven später blicken wir auf die Stadt Khenifra.
Die 120.000 Einwohner zählende Hauptstadt der Region liegt am Westrand des Mittleren Atlas auf 850m. Hier können wir gut einkaufen und bekommen die besten Kekse Marokkos.
Am Ende der Straße kündigen sich schon die Berge an. Und in denen wird es wieder einsam.
Einige Dörfer sehen wir und zig Schafherden. Die Behausungen der Schäfer werden einfacher, das Land wieder karger. Unser Mittagspicknick können wir mit herrlicher Aussicht genießen.
Es geht noch etwas höher, ganz grob gesagt folgen wir dem größten Fluß Marokkos Oum er-Rbia bis zu seiner Quelle. Hier muss in der Saison einer furchtbarer Rummel sein. Wir sind glücklicherweise fast allein.
Wir sind nun auf einer abwechslungsreichen Hochebene. Die Straße ist zwar als asphaltiert in der Karte markiert – ist es aber nicht bzw. nur teilweise. Aber die Landschaft ist grandios. Langsam zuckeln wir durch sie durch.
Es dämmert schon als wir in das Naturschutzgebiet Reserve naturelle de cêdres kommen. Hier leben Berberaffen, die sich auch tatsächlich blicken lassen.
Wir halten uns nicht lange auf, die Piste ist immer noch miserabel und ich will das nicht im Dunklen fahren müssen. Wir zählen die Kilometer bis zur Nationalstraße runter …
Und dann sind es nur noch acht Kilometer bis zum angepeilten Campingplatz, den wir genau zum Sonnenuntergang erreichen.